"Das Allgäu ist gut gerüstet – Frankreich nicht"

Veranstaltung zum Thema "Eurokrise 3.0"

13.10.2014

Nicht Spanien, nicht Italien - „Frankreich ist das Sorgenkind Europas.“ Dieses Fazit zog der Politologe Ingmar Niemann bei seinem Vortrag im Rahmen der Veranstaltung „Eurokrise 3.0.“ der CSU-Kempten.
Rund 100 Kemptener Bürger waren zu der Veranstaltung gekommen, um mit Niemann und weiteren Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Bankenwelt das Thema Eurokrise zu diskutieren.

Verantwortlich für die Lage in Frankreich sei die katastrophale Haushaltspolitik des Landes. Während sich zum Beispiel in Portugal und Irland erste Erfolge des Konsolidierungskurses einstellten, habe Frankreich unter Präsident Holland die ohnehin nur zaghaften Reformen seines Vorgängers Sarkozy rückgängig gemacht. Getrieben von der Angst vor einem Erstarken des rechtsradikalen „Front National“ um Marine Le Pen würden auch in Zukunft überfällige Reformen und unpopuläre Sparmaßnahmen zur Einhaltung der Maastrichter Kriterien auf die lange Bank geschoben. Dies bedrohe die Zukunft des EURO. Gerade auch deshalb, weil Deutschland mit 27 Prozent und Frankreich mit 20 Prozent die Hauptanteile an der EZB halten. Ein Staatsbankrott eines dieser beiden Länder hätte unabsehbare Folgen für die Gemeinschaftswährung.
 
Der renommierte Wissenschaftler, der unter anderem Lehrbeauftragter an der Hochschule Kempten und Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Außenpolitik e.V. ist, stellte auf Einladung der CSU-Kempten außerdem dar, dass die aktuelle Politik des billigen Geldes in Europa die Vermögenspreise in Deutschland extrem anheize. Während sich die Inflation bei den Dingen des täglichen Bedarfs weniger stark bemerkbar mache, würden die Preise für Immobilien und Aktien stark steigen. Quadratmeterpreise von 4000 Euro für Immobilien seien mittlerweile keine Seltenheit mehr. Dies sei insbesondere für junge Menschen eine dramatische Entwicklung. Der Traum von den eigenen vier Wänden würde für immer mehr junge Familien unerfüllbar.
 
Thomas Kreuzer, Fraktionsvorsitzender der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag teilte die Auffassung Niemanns. Er machte eine gute Zukunft an zwei Dingen fest: „keine Überschuldung und eine positive Wirtschaft“. Er betonte, wie wichtig es sei, in Bildung zu investieren. Über 33,9 Milliarden Euro gibt der Freistaat 2013 und 2014 für Bildung aus – mehr als ein Drittel seines Gesamthaushalts. Nur mit klugen Köpfen könne Deutschland in der Welt mithalten, so Kreuzer.
 
„Wenn man Geld sichern will, muss man investieren“, empfahl Dr. Siegfried Fackler von der Universität Augsburg den Besuchern und ermutigte Menschen allen Alters zur Investition in Vermögenswerten wie Aktien. Laut Manfred Hegedüs von der Sparkasse Allgäu seien zwar die Preise für Immobilien im Allgäu in den letzten Jahren deutlich gestiegen, eine Immobilienblase gäbe es aber nicht. Der Chef der Sparkasse sieht das Allgäu wirtschaftlich sehr gut aufgestellt: Vor allem der Branchenmix aus Maschinenbauunternehmen, Tourismus und vielen Mittelständlern würde das Allgäu gut da stehen lassen. Ganz im Gegenteil zu Frankreich, das sich diese Verhältnisse nur wünschen könne.